Fotografieren mit dem ND- Filter

In den letzten Tagen und Wochen wurde ich einige Male gefragt wie ich bestimmte Fotos hinbekommen habe, welche ich mit einem ND- Filter fotografiert habe, bzw. auch wie man einen ND- Filter verwendet. Daher hier eine kurze Erklärung:

Wer ein Foto wie dieses möchte, in welchem das Wasser so schön glattgebügelt ist braucht dazu einen ND- Filter. Damit kann man High- Key- Fotos machen wie dieses hier, oder auch solche mit sehr dunklen Tönen.

 

Da ich selbst finde dass viele Artikel dazu entweder zu weit ausholen, oder zu viel Vorwissen voraussetzen (sollen wohl vor allem den Fachkollegen beeindrucken) hier ganz kurz und knackig wie's funktioniert.


Um das Wasser so schön glatt zu bekommen, muss man ziemlich lange belichten, so dass sich die Bewegungen ausnivelieren. Länger belichten kann man entweder indem man den ISO- Wert ändert (den Sensor weniger empfindlich gegen Licht macht), die Blende schliesst (weniger Licht auf den Sensor lässt) oder zu den Abendstunden fotografiert, wenn einfach weniger Licht vorhanden ist.

Diese Methoden stossen jedoch an ihre Grenzen, da auch der niedrigste ISO und die kleinste Blende bei Tageslicht oft nicht ausreichen diesen Effekt zu erzielen. Und in den Abendstunden stören Lichter die Komposition.

Die Lösung bietet ein sogenannter ND- Filter (= neutral density filter), auch Graufilter genannt. Der lässt einfach weniger Licht durch, weshalb man länger belichten muss.

 

Die gibt es in verschiedenen Stärken, welche oft in Blendenstufen angegeben werden. Je höher die Blendenstufe, desto länger kann und muss man belichten.

 

Um einen Effekt wie in dem obigen Foto zu erzielen muss man mindestens 2 Minuten belichten.

 

Für andere Effekte, wie z.B. die Bewegung der Brandung am Meer schön einzufangen reicht eine Bilichtung von 2 Sekunden.

Über die Qualität dieses Fotos will ich jetzt mal lieber nichts sagen; jedenfalls habe ich es mit einer Belichtungszeit von 2 Sekunden aufgenommen.

Da es schon recht dunkel war und ich nur einen ND 10- Filter zur Hand hatte musste ich den ISO etwas anheben, was bei den Olympus OMD- Kameras für ein unschönes Rauschen sorgt.

Wichtig zu wissen ist dass die Blendenstufen sich nicht additiv auf die Belichtungszeit auswirken, sondern in einem exponentiellen Zusammenhang stehen.

So brauche ich, wenn ich beispielsweise mit einem 2 F ND- Filter eine Belichtungszeit von 1/25 Sekunde benötige um das Motiv richtig zu belichten, bei einem 4 F ND- Filter eine Belichtungszeit von 1/6 Sekunde

 

 

Um auf eine Belichtungszeit von 2 Minuten zu kommen, brauche ich - je nach Lichtverhältnissen - einen 13 F ND- Filter. Die werden natürlich umso teurer, je stärker die werden. Hier empfiehlt sich übrigens nicht einen starken Filter zu kaufen, sondern 2 schwächere (beispielsweise einen 3 F und einen 10 F), da die Filter kombiniert werden können und man etwas flexibler ist.

 

Entweder man ist ein Mathe- Crack und kann sich, wenn man die physikalischen Zusammenhänge kennt, ausrechnen wie lange man belichten muss, oder man lädt sich eine entsprechende App herunter.

 

... oder man schaut auf das Histogramm in der Live- View moderner Digitalkameras.  Bei einem Foto wie diesem am Meer sollte das Histogramm ausbalanciert sein. Bei einem High Key Foto wie oben, würde ich nicht davor zurückschrecken ein wenig Schwarz zu verlieren und beim Weiss würde ich - je nach Motiv - etwas Clipping in Kauf nehmen.

 

 

Wie wird's nun gemacht?

 

Stativ ist obligat!

Dann, entweder ein Fernauslöser, oder man stellt eine Verzögerung von 2 Sekunden ein.

Wer mit einer Spiegelreflexkamera fotografiert, sollte den Sucher mit etwas dunklem abdecken, damit durch diesen kein Streulicht auf den Sensor fällt.

 

Nachdem die Kamera auf dem Stativ steht und man die Komposition hat, die man möchte, muss man unbedingt manuell fokussieren! Der Filter ist so dunkel, dass sowohl Autofokus, als auch manueller Fokus kaum mehr möglich sind nachdem er installiert wurde.

Sobald das erledigt ist, den Filter drauf und auslösen. Entweder so lange wie Ihr errechnet habt, oder bis das Histogramm die Balance hat die Ihr anstrebt.  Es empfiehlt sich hier eine Belichtungsserie zu machen, damit man am Anfang auf jeden Fall ein brauchbares Foto hat.

 

Oft ist es keine gute Idee den ISO- Wert zu erhöhen um die Belichtungszeit zu verändern! Es gilt: ISO- Wert gering halten und allenfalls mit der Blende an der Belichtungszeit rumschrauben.

 

Viel Spass

 

 

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